Das war meine Einstellung zu meinem Beruf als Krankenhausseelsorger
Krankenhausseelsorger – bewusst Krankenhaus- und nicht nur Krankenseelsorger, das heißt, auch offen für das Personal. Meine Aufgabe sehe ich vor allem darin, ein freundliches, menschliches Gespräch zu führen, dem Patienten zu zeigen, dass da einer für sie da ist und mehr Zeit mitbringt als sonst vom täglichen Ablauf her möglich ist.
Das Gespräch, das belanglos beginnen kann, entwickelt sich zumeist dann doch in eine tiefere Dimension, und das soll auch so sein, denn nur übers Wetter will ich ja auch nicht bloß reden. Ich möchte an die Menschen herankommen, möchte ihnen damit auch helfen: entweder allein durchs Zuhören und den Gedankenaustausch oder mit Ratschlägen und nützlichen Hinweisen.
Es ist aber nicht immer ganz einfach, an die Patienten heranzukommen. Deshalb wohl auch der von Tür zu Tür immer wieder neue Anfang für mich. Was für ein Mensch erwartet mich, was für eine Atmosphäre? Wie wirkt die Krankheit auf den Patienten und das Gespräch? Ich habe kein „Rezept“ für diese oder jene Fälle. Ja, doch, wenn man es als „Rezept“ bezeichnen mag, so ist es mein Vertrauen, es werde durch ein offenes, ganz und gar undogmatisches Gespräch schon zu einem guten Kontakt kommen. Das erfordert daher auch ein feines Gespür.
Aufdrängen will ich mich nicht wenn ich sage „Ich bin gerade zufällig hier und wollte mal nach Ihnen schauen.“ Wer kein Gespräch haben möchte, der will eben allein gelassen werden.
Doch die andere, häufigere Erfahrung ist die, dass sich die Patienten aus der Lage ihrer Hilfsbedürftigkeit heraus doch öffnen, dass sie über ihre Krankheit, ihre Lebensprobleme reden, ja sprudeln, dass sie dann auch auf Glaubensfragen eingehen. Aber selbst das gemeinsame Gebet zum Schluss lässt in den Patienten oft Ruhe einkehren.
Immer die richtigen Worte zu treffen – das ist ein Teil des Gottvertrauens, auf das ich meine Arbeit als Krankenhausseelsorger stütze. Das gilt besonders bei schwerst- und todkranken Patienten. Auch hier lasse ich mich von der Intuition, von der spontanen Eingebung leiten. Auf keinen Fall möchte ich falsche Hoffnungen machen. Hoffnungen ja – aber keine falschen!
Eine wichtige Aussage ist es in allen Gesprächen – vor allem bei den ungeduldigen Patienten, die eiligst gesund „gemacht“ werden wollen -, dass Krankheit, Leid, auch Sterben zum menschlichen Leben gehören, dass ihre Verarbeitung das Leben bereichert. Mit dieser Bewusstseinsbildung kann ich viel zur inneren Stabilisierung beitragen. Aus der spontanen Situation im Krankenzimmer bin ich auch mal in der Lage, mit den Patienten einfach nur fröhlich zu sein. Das sind dann aber die leichteren Besuche. Und als positive Rückmeldung höre ich, dass solch eine menschliche Seelsorge den Patienten auf- und weiterhilft: in der Genesung, in der Lebenseinstellung, in der Bewältigung auch von Schwerem. Oder dass ich da und dort wieder einen Zugang zum Glauben eröffnet habe. Auf der anderen Seite ist es mitunter eine Bürde für mich, all die vielen Probleme, die ich an den Krankenbetten aufnehmen muss zu verarbeiten. Doch dann hilft mir meine Frau; ich finde Entspannung beim gemeinsamen Spazieren gehen, beim Einkaufen.
Ja, und mein Hobby, nämlich Computer (Hard-und Software) bringt mich in meiner Freizeit ebenso auf andere Gedanken, denn Seelsorge im Krankenhaus am Rande der High Tech-Medizin ist kein Spaziergang durch einen Park.
Die Losung von heute
Wer im Finstern wandelt und wem kein Licht scheint, der hoffe auf den Namen des HERRN!
Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint schon.
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