Auszug aus meiner Dankesrede am 8. Juli 2012 im Gemeindehaus
Ihnen/Euch allen – danke ich für diesen schönen, stimmigen Abschieds-Gottesdienst!
„Ich bin sprachlos!“ Und wenn ich das sage, dann meine ich das auch so! Nicht wie jener Redner der sagt, er wäre sprachlos und nach 30 Minuten hört er immer noch nicht auf zu reden und erklärt weiterhin wie sprachlos er wäre.
Ich stehe da mit gemischten Gefühlen – ich nehme Abschied von vertrauten Gesichtern, Tätigkeiten und Räumen, und bin zugleich voll gespannter Erwartung auf den neuen Lebensbereich. Ich möchte weder in die Gefahr geraten, leer zu brennen noch in Routine erstarren.
Drei Dinge möchte ich nennen, wo ich meine Probleme hatte. Wenn mich jemand fragte: „was machst Du in deinem Beruf“ – meine Antwort war meist: „Ich mache nichts.“ Wenn du etwas machst, verlierst du deine Echtheit. Da funktionierst du. Das Wort „machen“ hat was mit „Macht“ zu tun. Du übst Macht aus bewusst oder unbewusst.
Und das andere: Das Wort „Erfolg“ mochte ich nicht. Erfolg kommt auch in der Bibel nicht vor. Da wo wir meist von Erfolg reden, hatte Jesus von „Frucht“ gesprochen. Frucht: da ist etwas am Wachsen, am Entstehen. Da geht auch mal ein „gepflanztes Pflänzlein“ ein. Da brauche ich Geduld. Da brauche ich nicht immer hinterherhecheln – da kann ich wachsen lassen.
Ein drittes: Ich hatte früher mal etwa sechs Kilometer von Flossenbürg entfernt gewohnt. Bonhoeffer wurde dort am 9. April 1945 hingerichtet. In Flossenbürg hatte ich schon manches Mal aushilfsweise gepredigt – Bonhoeffer fragt sich: „Wer bin ich. Bin ich „ich selbst“ oder bin ich der, den die Leute aus mir machen“. Auch heute
nach so viel Lob und Dank ist das meine Frage: „Wer bin ich…Bin ich „ich selbst“…
Ich danke, meinem Gott, der mich so kennt wie ich bin!
Hin und wieder hatte ich Leute getroffen z.B. am Markt: Da kam manchmal der Satz: „Ich hätte Sie jetzt gar nicht erkannt.“ Meine seelsorgerliche Antwort war meist: „Macht nichts, manchmal kenn‘ ich mich selber nicht mehr.“
Ich danke meiner lieben Frau Monika, die meine Arbeit sehr unterstützt hatte – die meine Zeitverschiebungen aushalten mußte. Wenn Sie sagen „ich komme um 19 Uhr nach Hause“ – und es wird jedes Mal später – dann gibt‘s zwei Möglichkeiten: entweder ist da der Wurm drin – oder die Frau hat Verständnis für ihren Beruf. – Das zweite ist bei meiner Frau der Fall.
Und nicht zuletzt danke ich Gott für viele Erfahrungen und Begegnungen, in denen ich seinen Segen spüren konnte, für Aufrichtung in Stunden des Zweifels und der Mutlosigkeit, für Kraft und Ausdauer im Mitgehen schwerer Wege, für fruchtbaren Gedankenaustausch über die Bibel und den Glauben.
Ich werde in letzter Zeit immer wieder gefragt: „Bleiben Sie in Biberach oder gehen Sie in ihre fränkische Heimat zurück?“ Diese Frage möchte ich mit Worten von John F. Kennedy beantworten: „Ich bin ein B-iberacher“! – Dankeschön!